Das Studium war für mich wie geschaffen. Fächer nach meinem Geschmack, das Ziel, die drahtlose Übertragung von Information besser zu verstehen vor den Augen, schaffte ich die beiden ersten Studienjahre ohne Probleme. Ich bin zwar nicht bei allen großen Prüfungen zum ersten Termin angetreten aber alles, was ich mir als Prüfungsziel vorgenommen habe, ist auch auf Anhieb gelungen.

Es gab eine Menge neuer Bekannter und man half sich sowohl organisatorisch als auch beim Lernen gegenseitig aus.

Gleich drei meiner Studienkollegen beschäftigten sich auch mit Musik: Gerhard Vöhr, Fritz Mayer und Alfred Jakob. Wie genau wir in Kontakt kamen, weiß ich nicht mehr, jedenfalls spielten Fritz Mayer (Orgel) und Gerhard Vöhr (Schlagzeug) in der Band „Scotties“ und wir übten im Kellerlokal Lorystraße 17/3.

Erlebnisse der besonderen Art waren die Hofmann-Vorlesungen in „Grundlagen der Elektrotechnik“ und die Paschke-Vorlesungen „Allgemeine Elektrotechnik“, von denen ich keine ausließ. Dagegen war ich eher selten in den Mathematik-Vorlesungen von Professor Hornich. Voll besetzter Hörsaal 7, extrem leise sprechender Hornich. An was ich mich noch erinnere, sind die Epsilon, die gegen Null gehen und den einleitenden Satz von Kronecker: „Die natürlichen Zahlen hat uns der liebe Gott gegeben, alles andere ist Menschenwerk.“ (und auch das wurde schon infrage gestellt). Die Folge der wenig verständlichen Vorlesungen war, dass es am Jahresende überhaupt kein Problem mehr war, einen Platz zu bekommen.

Spannender waren die Übungen zur Mathematik, denn man musste aus den Übungsbeispielen – ich glaube – 75% gerechnet haben und diese dann in einer Liste vermerken. An jedem Übungstag musste dann jedes Beispiel von einem Studenten (Studentinnen gab’s nur ganz wenige) vorgerechnet werden. Weil die Beispiele teilweise auch recht schwierig waren, war es gar nicht so leicht, auf die 75% gerechneter Beispiele zu kommen und man musste das eine oder andere Mal „hasardieren“ und hoffen, dass man zu einem angekreuzten aber eigentlich gar nicht verstandenen Beispiel an die Tafel kam, sonst war das Jahr auch gleich vorbei.

Die Nicht-Beteiligung an der Mathematik-Vorlesung hatte sonst keine weiteren Nachteile, denn das Skriptum war ausgezeichnet und man konnte die Prüfung allein durch Studium des Skriptums schaffen.

Dann kam das verhängnisvolle dritte Jahr mit Laborübungen.

Hier kommt das TGM zum zweiten Mal ins Spiel. Ich schloss mich einer Gruppe von Studenten an, bei der gerade einer fehlte. Un diesen Platz bekam ich. Diese Gruppe waren aber alle TGM-Absolventen und für mich war da ein bisschen Pech dabei, denn das Labor spielte sich so ab: das Thema war der Gruppe klar, mir aber nicht. Einer stöpselte die Versuchsanordnung zusammen, einer kurbelte und eines schrieb Zahlenkolonnen mit Durchschlag auf Papier. Die Gruppe war in einer Stunde fertig, wir hätten noch drei Stunden Zeit gehabt aber es war alles vorbei. Ich hätte diese drei Stunden dringend für mein Verständnis gebraucht, hatte aber nur eine Durchschrift ohne erklärende Worte. Nach dem dritten Labortag habe ich dann das Handtuch geworfen. Nicht, dass diese Übungen zu schwierig gewesen wären, aber es fehlte einfach die Zeit, die Zusammenhänge zwischen Theorie und Praxis herzustellen.

Dieses Semester und sogar das ganze Jahr konnte ich abschreiben, denn die Übungen im Sommersemester erforderten ein positives Zeugnis aus dem Wintersemester, und das hatte ich nicht.

Daher widmete ich mich ab sofort der Musik, das Studium musste warten.

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