PCC-Logo

Personal-Computer-Club am TGM (Technologisches Gewerbemuseum), gegründet 1986. 2011 erfolgte die Überführung der Mitglieder in den Nachfolgeverein ClubComputer.

Um diese Vereinsgründung besser zu verstehen, muss man ein wenig ausholen und den Wissensstand eines damals jungen HTL-Lehrer betrachten. Hier also die Vorgeschichte, die Entwicklung der Computer-Technologie am TGM beschreibt.

EDV-Lehrer der 1980er Jahre waren Autodidakten. Mit den Taiwan-Nachbauten des IBM-PC kamen erschwingliche Geräte auf den Markt, die den EDV-Unterricht bedeutend erleichterten. Informationsaustausch über die Hard- und Software war Teil der Aus- und Weiterbildung und genau diese Marktlücke schloss der Verein PCC-TGM.

Gründungsphase

Obwohl der IBM PC bereits 1981 auf den Markt gekommen war, dauerte es bis 1985 bis der erste „Clone“ (Nachbauten) auf den Markt gekommen ist. Problem war das BIOS – das Basic Input Output System das in jedem Computer in einem Chip steckte und die Schnittstelle zwischen Hardware und Betriebssystem war. Das BIOS durfte ohne Zustimmung von IBM nicht kopiert werden – wohl aber war Reverse Engineering zulässig. Daher wurden andere Boot-Programme entwickelt – die zwar IBM kompatibel waren, aber nicht von IBM lizensiert werden mussten.

Die ersten Clones waren von Hardware-Herstellern, die von IBM autorisiert waren. Diese Geräte waren naturgemäß zwar etwas günstiger als das Original – allerdings noch immer unerschwinglich. Mitte der 80er Jahre war es aber so weit, dass die PC Nachbauten in Taiwan gebaut wurden – von Herstellern von denen man bis zu dem Zeitpunkt noch nie etwas gehört hatte – zu relativ günstigen und daher erschwinglichen Preisen.

Damals, im Herbst 1985 wurden die ersten dieser Klone auf der IFABO präsentiert. Ich besuchte die Messe mit einer Klasse und fand in einem Seitengang einen dieser IBM-Clone, vertrieben von Firma BECOS, Tichtelgasse, Wien 12. Gesehen, gekauft. Gleich mit der „hochauflösenden“ monochromen Herkules-Grafikkarte ausgerüstet, die ACAD-Zeichnungen in einer damals atemberaubenden Auflösung darstellte.

Eines dieser Geräte kostete etwa 15.000 Schilling (Umgerechnet inklusive der Inflation vermutlich über 2.000 EUR) und das war verglichen zu den Originalen von IBM doch recht günstig. Der PC hatte 256k Speicher und verfügte über ein 5 1/4″ Diskettenlaufwerk und keine Festplatte. Die Farbe des extra zu kaufenden Monitors konnte in Grün oder Bernstein gewählt werden. Dazu kamen aber Festplatte, Monitor und zweite Grafikkarte und das Paket kostete dann um 30.000,- Schilling.

Diesen BECOS-PC stellte ich in mein Zimmer im 14. Stock des TGM. Die Kunde von dem Gerät machte rasch die Runde und das Interesse an dem Gerät war enorm. Die Nachfrage führte dazu, dass eine kleine Lehrerdelegation bei BECOS vorsprach und über eine Sammelbestellung verhandelte. Ich erinnere mich, dass schon damals der spätere Vereinsvorstand, bestehend aus Rudolf König, Klaus Eckl, Robert Syrovatka und ich dort bei BECOS gesessen sind.

Diese erste Sammelbestellung im Herbst 1985 war noch eine spontane Eigeninitiative. Ich vereinbarte mit den beiden Brüdern und Geschäftsführern Hejtmanek, dass ich knapp vor der Lieferung die Rechnungen mit einem Durchschlag auf einem FX-80 mit Rollenpapieraufsatz ausdrucken würde.

Naturalrabatt für den Unterricht

Ein wichtiges Ergebnis dieser Sammelbestellung war, dass das TGM für je 50 PCs, die im Rahmen einer solchen Sammelbestellung vermittelt wurden, einen PC für Unterrichtszwecke bekam. Daher haben die Käufer diese Aktion mit 2 Prozent des Kaufpreises unterstützt.

Aus der Einmal-Aktion im Herbst 1985 wurde dann eine Dauereinrichtung und es kam durch Mundpropaganda zu einer Ausweitung dieser Sammelbestellungen im Rahmen des dann gegründeten PCC-TGM.

Nacht- und Nebelaktion

Die ersten Geräte wurden im November 1995 mit Spedition nach Österreich geliefert und wurden direkt vom LKW beim damaligen Südbahnhof abgeholt. Das Gerät war ein Intel 8088 basierter PC in einem Klappdeckelgehäuse, das wie eine Motorhaube bei einem Auto geöffnet werden konnte, mit einem 5 1/4″ Floppy Disk Laufwerk (ohne Harddisk) und ohne Monitor um ungefähr 20.000 Schilling.

Wir trafen um ca. 7:00, also noch vor Unterrichtsbeginn am Frachtenbahnhof in der Sonnwendgasse ein und holten dort unsere Bestellung ab.

Irgendwie waren aber alle Käufer allein gelassen. Ich selbst hatte ein Byte-Abo und war ganz gut informiert, außerdem hatte ich einen DEC-Rainbow zu Hause und einige CP/M-Systeme, sodass mir selbst der Umstieg nicht schwer fiel, wohl aber den vielen Erstkäufern dieses PC.

Die PCs wurden ohne Software geliefert und man benötigte zumindest eine Startdiskette, also ein MSDOS. Wie genau diese erste Software-Aktion abgelaufen ist, weiß ich nicht mehr. Ich erinnere mich aber eine Kopier-Nacht, in der allen diesen Erstkäufern als eine Vorleistung für einen Club den es noch gar nicht gab, eine Art Software-Basis-Paket übergeben wurde. Auf einem zwei Meter hohen Transport-Wagen brachte ich alle kopierten Disketten zu den Assistenten und bat sie, die Disketten zu den jeweiligen PC-Käufern zu bringen oder diese zu verständigen.

Über Nacht berühmt

Unser Abteilungsvorstand Peter Stelzl legte großen Wert darauf, dass die Kollegenschaft auch privat Kontakt hatte und er lud alle Lehrer der Abteilung alljährlich zu einem Heurigen ein. Einer dieser Heurigen fiel in diese Phase der ersten Sammelbestellung und tatsächlich hat die Computer-Euphorie die ganze Abteilung erfasst. Es war das Tagesthema und man sprach darüber. Ich selbst war an diesem Tag noch in der Abendschule beschäftigt und kam erst zu fortgeschrittener Stunde zum Heurigen. Der Empfang dort war überwältigend und eigentlich gar nicht nach meinem Geschmack, denn es gab einen spontanen Begrüßungsapplaus.

Bis in diese Tage kannten mich nur die Kollegen vom Stockwerk. Ab diesem Tag war ich schlagartig in der ganzen Schule als der Initiator dieser Aktionen bekannt.

Die Aktivitäten, die hier gesetzt wurden, waren nicht besonders unterschiedlich wie schon andere vorher (zum Beispiel die Aktivitäten rund um CP/M und die Apple IIe Z80-Platine) und viele andere nachher. Aber in diesem Fall ist die Aktion auf ein ungleich größeres Interesse gestoßen. Es war ein zufälliges Zusammentreffen von Angebot eines IBM-Klon-PC, dem zufälligen Ankauf (der nicht erfolgt wäre, wenn nicht schon leidvolle Erfahrungen mit den Vorgänger-Geräten gemacht worden wären), und die rasche Verbreitung der grundlegenden Programme für den PC.

Vereinsgründung

Im Jänner 1986 wurde als Support-Organisation für die zahlreichen Käufer der Verein PCC-TGM gegründet. Der Vorstand des PCC-TGM bestand für viele Jahre etwa aus folgenden Personen, oft mit wechselnden Agenden (Obmann Rudolf König, Obmann-Stv. Robert Syrovatka, Kassier Klaus Eckl, Kassier-Stv. Walter Riemer, Schriftführer Leo Zehetner, Sekretär Franz Fiala).

Dass ich die Rolle eines „Sekretärs“ übernahm, war kein Zufall. Meine Kollegen wussten sehr genau, wo meine Stärken lagen. Jedenfalls nicht in der unmittelbaren Organisation eines Vereins, das war nicht meine Sache. Dagegen waren die direkten Mitgliederkontakte, die Verwaltung der Disk 0, die Herstellung der Zeitung meine Agenden und daher passte die Rolle des „Sekretärs“ sehr gut zu mir. Und das hat sich bis heute nicht geändert.

Die erste Ausgabe der PCNEWS

Was ist ein Verein ohne Zeitung und ich beschloss, ohne besonderen Vereinsbeschluss im März 1986 eine erste Ausgabe der PCNEWS mit dem Titel „Ein neue Welt“ herzustellen. Eine Zusammenfassung von Wissenswertem rund um die soeben angeschafften PCs.

Die Fertigungszeit für diese erste Ausgabe waren etwa zwei Nachmittage. Am Donnerstag entstand der Text, am Freitag zwischen 12:00 und 15:00 wurden die Bilder eingeklebt und am Weg in das Abendschul-Labor, das um 16:00 begann, fuhr ich mit der Papiervorlage in den Foli-CopyShop. (Den Shop gibt es übrigens heute noch.) Daraus sieht man zwei Dinge: (1) vieles war früher einfacher und (2) man war jünger und das sieht man an dem großen Arbeitstempo. Heute dauert die Fertigung einer Ausgabe etwa zwei Monate.

Die Goldenen Jahre

Die Aktivitäten des PCC-TGM konzentrierten sich auf die Unterstützung der Mitglieder bei der Beschaffung günstiger Hard- und Software. Da das Kopieren von Software für private sowie Ausbildungszwecke damals legal war, wurde eine Software-Bibliothek aufgebaut. Mitglieder konnten sich aus dieser Bibliothek aktuelle Software für den privaten Gebrauch kopieren lassen. Sammelbestellungen für verschiedenste Peripherie-Geräte wurden organisiert und Spezialkonditionen für Mitglieder bei Händlern ausgehandelt.

Die Händler kamen und gingen im Laufe der Jahre:

  • Becos, 1120 Wien
  • Vorsicht Hochspannung, Große Neugasse, 1050 WIen
  • Cebos, Tichtelgasse, 1120 Wien
  • Herlango, österreichweit
  • NDS (Nowotny Datensysteme), 1140 Wien
  • EXCON, Rögergasse, 1090 Wien
  • DiTech, österreichweit

Der höchste Mitgliederstand wurde zwischen 1993 und 1995 mit über 2100 Mitgliedern erreicht.

TGM, ein gutes Pflaster für Eigeninitiativen

Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass diese spontane Aktion einer Sammelbestellung mit einem Mehrwert für die Schule einmalig im österreichischen berufsbildenden Schulwesen war und es den Lehrern am TGM gelang, Computertechnologie im Unterricht einzusetzen, noch bevor das auch von offizieller Schulseite ermöglicht wurde.

Das alles war aber nur durch eine sehr aufgeschlossene Schulleitung unter Direktor Rudolf Plöckinger und den Abteilungsvorständen der Nachrichtentechnik-Tagesschule Peter Stelzl und Nachrichtentechnik-Abendschule Herbert Huber sowie die damaligen Assistenten Martin Salbaba und Andreas Hartl möglich.

Aber auch eine verständnisvolle Kollegenschaft und Personalvertretung brauchte es, um diese Aktivitäten in dem ohnehin sehr dichten Unterrichtsprogramm unterzubringen. Der damalige Dienstellenausschussobmann Klaus Eckl, gleichzeitig auch Kassier des PCC-TGM hat keine Gelegenheit versäumt, die im Rückblick doch recht einmalige Aktivität am TGM zu erwähnen. Die Vereinsgründung tat dem Ruf des TGM als führende Zentrallehranstalt sichtlich gut.

Es sei nicht unerwähnt, dass am Ende der Ära des PCC-TGM, etwa 20 Jahre später, derselbe Club, der durchaus noch immer ähnliche Anstrengungen für die Schul-EDV leistete, von derselben Schule, dem TGM, ziemlich unsanft hinausgedrängt wurde.

Und natürlich war es nicht die Schule, sondern die Konstellation der handelnden Personen, die den weiteren Bestand des Clubs am TGM verhinderte. Umso mehr ist also den Lehrern und Leitern des Jahres 1985 zu danken, dass sie diese Entwicklung begünstigt und nicht verhindert haben. Es erfordert eben ein günstiges Zusammentreffen der Akteure, wenn etwas gelingen soll.

Die Ehrung (1988)

Eine Auszeichnung der besonderen Art wurde mir als Initiator des PCC-TGM zuteil. Ich bekam das Goldene Verdienstzeichen der Republik. Eine tolle Sache, oder?

Normalerweise werden solche Ehrungen mit einer gewissen Öffentlichkeitswirkung bei besonderen Anlässen wie Konferenzen oder Weihnachtsfeiern durchgeführt. In diesem besonderen Fall war es aber ein einfaches Treffen mit Direktor Plöckinger in dessen Büro (ich glaube, ich war damals überhaupt das erste Mal in der Direktionskanzlei). Anwesend waren Direktor Plöckinger und der damaliger Obmann des Dienststellenausschusses, Klaus Eckl. Ein etwas überraschter Direktor übergab mit dann ein Dekret und einen Riesenorden.

Leider bin ich nun nicht jemand, der solche Auszeichnungen herzeigt, eigentlich schade. Und daher verstehe ich diese Auszeichnung auch als eine solche für das gesamte Team des PCC-TGM, das ich stellvertretend übernehmen durfte.

His Master’s Voice

Bereits im Gründungsjaht 1986 wurde vom damaligen Schüler Werner Illsinger, dem jetzigen Präsidenten von ClubComputer im TGM der Betrieb der Mailbox „His Master’s Voice“ im Rahmen des FIDO-Netz aufgenommen.

Das FIDO-Netz war ein Wählleitungsnetz, daher waren die Computer nicht ständig verbunden, und der Informationsaustausch dauerte daher innerhalb Österreichs einen Tag, bei internationalen Verbindungen auch länger.

Unser Mailbox war im TGM, 1434 stationiert und hing an einer Klappe der Haustelefonanlage. Das organisatorische Problem war nun, dass es immer wieder zu Besetztfällen kam, die dann während der Nachtstunden den Portier aus dem Schlaf rissen, weil das Telefon in der Portierloge zu läuten begann. Man sieht, diese Mailbox-Technik war für eine alte Telefonanlage nicht geeignet. Wir besorgten später dann auch eine eigene Rufnummer für die Mailbox.

Der Aufwand für die Mailbox stieg im Laufe der Jahre wurde aber nur von einem Teil der Mitglieder genutzt. Daher wurde der Mailbox-Dienst vom PCC-TGM abgekoppelt und zwar nach einem Modell, bei dem das PCNEWS-Verrechnungsmodell Pate stand. Sowohl PCNEWS als auch die Mailbox wurden unabhängig vom PCC-TGM betrieben und dann zu einem festgesetzten Preis an den Verein abgegeben. Der PCC-TGM zahlte daher nur so viel als seine Mitglieder die Mailbox nutzten. Es zeigte sich, dass dieses Verrechnungsmodell sehr praktisch für alle Seiten war.

Das Argument, diese Mailbox nicht länger aus dem Clubbudget zu finanzieren, war, dass ja nicht alle Mitglieder gleichermaßen diesen Service nutzten. Das Argument hätte für andere Dienste, wie zum Beispiel für Vorträge und den Diskettenkopierdienst ebenso gegolten und hing vielmehr damit zusammen, dass der damalige Vorstand selbst keine engere Beziehung zu der damals schon boomenden Datenübertragung hatte.

Um diese nunmehr unabhängige Mailbox zu organisieren, wurde am 2.5.1995 der CCC (Computer Communications Club) in der konstituierenden Generalversammlung in der HTL Wien IV Argentienierstraße (jetzt HTL Rennweg) gegründet. Der Direktor der HTL Wien IV Argentinierstraße Martin Weissenböck (jetzt HTL Wien III Rennweg), der uns bei der Gründung unseres Vereins mit Rat und Tat zur Seite stand, wurde bei der Konstituierenden Generalversammlung einstimmig zum Ehrenmitglied im CCC ernannt.

Der PCC-TGM war weiterhin einer der größten Vereinigungen privater Computerbenutzer der seine Dienste, die PCNEWS und die Mailbox zukaufte und an die Mitglieder verteilte.

Wegen einer Änderung des Urheberrechts wurde der Diskttenkopierdienst 1996 ersatzlos eingestellt.

Die technische Entwicklung ging nun nicht mehr vom PCC-TGM aus sondern vom CCC, wobei die Mitglieder diesen Umstand nicht in dieser Form wahrgenommen haben, weil das verbindende Element, die PCNEWS über die aktuellen Inhalte unverändert berichtet hat.

2007 wird bei der Generalversammlung von Personal Computer Club am TGM (PCC-TGM) und Computer Communications Club (CCC) – der Beitritt beider Vereine zu ClubComputer beschlossen. ClubComputer tritt somit als Dachorganisation beider Vereine auf. Alle Mitglieder von PCC und CCC werden damit automatisch unterstützende Mitglieder von ClubComputer.

tgmaus

vlnr.: Franz Fiala, Klaus Eckl, Rudol König, Helmut Schluderbacher, Werner Illsinger, Gerwald Oberleitner

2011 wird in der Generalversammlung an der HTL Wien 3., beschlossen, die zwei Vereine PCC und CCC aufzulösen und mit ClubComputer zu verschmelzen. Damit wird die Verwaltung wesentlich vereinfacht. Alle Mitglieder von CCC und PCC bleiben somit Mitglied von ClubComputer.

Personal Computer Club

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar